DER GOTT DES GEMETZELS
von Yasmina Reza
Deutsches Nationaltheater und Staatskapelle Weimar
Premiere 30. März 2019
„Ich kann ein Gläschen trinken, das macht jetzt auch nichts mehr.“
„Wehe, wenn sie losgelassen“ – bereits Schiller diagnostizierte dem kultivierten Menschen einen triebgesteuerten Hang zur Unbeherrschtheit. Auch in Yasmina Rezas Komödie versagt jegliche Diplomatie und anfängliche Höflichkeiten enden in einem hemmungslosen Wohnzimmerkrieg.
Zwei Paare treffen aufeinander, um sich über einen gewaltsam ausgegangenen Streit ihrer Kinder zu beratschlagen – auf den »zivilisierten Umgang miteinander« ist doch schließlich Verlass. So statten die Reilles, er Anwalt, sie Vermögensberaterin, den Houillés, sie Schriftstellerin, er Kleinwarenhändler, einen Besuch ab. Doch nach anfänglichem Smalltalk ist die bürgerliche Familienidylle passé: Persönliche Konflikte treten zu Tage und münden schließlich in einer absoluten Entfesselung menschlicher Affekte. Der sonst so friedvolle Michel Houillé entpuppt sich als Kleintierhasser; Alain Reille, der unentwegt telefoniert, lebt als skrupelloser Geschäftsmann in einer Welt, in der das Recht des Stärkeren gilt. Und während er sich, zum Leidwesen seiner Frau Annette, keinerlei Konventionen verpflichtet fühlt, beansprucht die vom Weltschmerz geplagte Veronique Houillé die Repräsentation unserer Grundwerte für sich: Recht und Moral sollen unser Zusammenleben bestimmen. Yasmina Rezas 2006 uraufgeführte Komödie zeigt mit voller Wucht und bösem Witz, was passiert, wenn der „Gott des Gemetzels“ über die Vernunft siegt.
Swaantje Lena Kleff (Regie)
Friederike Lettow (Bühne und Kostüme)
Ludwig Peter Müller (Musik und Geräusche)
Lisa Evers (Dramaturgie)
Candy Welz (Fotos)
Anna Windmüller (Véronique Houillé)
Krunoslav Šebrek (Michel Houillé)
Nadja Robiné (Annette Reille)
Sebastian Nakajew (Alain Reille)